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Drei Stunden Ohrenschmaus beim Jahreskonzert

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Ein Artikel von Matthias Haug

RENNINGEN. An dieser Stelle brauchen wir nicht das übliche Klischee aufmachen, dass viele mit der Blasmusik verbinden. Gerade der Musikverein Renningen bietet bei seinen Konzerten immer alle möglichen Facetten der musikalischen Bandbreite an und ist längst über den Status einer herkömmlichen Blaskapelle hinausgewachsen. Orchestrale, klassische Klänge, moderne konzertante Leckerbissen und bekannte Melodien sowie Jazz gaben sich auch beim Jahreskonzert am vergangenen Samstag in der sehr gut besuchten Rankbachhalle die Klinke in die Hand.

 

Sogar Gerhard Weissenböck, Kreisvorsitzender des Blasmusik-Verbandes Baden-Württemberg, kam aus dem Staunen nicht heraus. „Der Musikverein kann stolz auf seine Jugend sein“, sagte er mit Blick auf das 45-Mann-Orchester, das nur in wenigen Registern mit aktiven Musikern aufgefüllt werden musste. Was aber wiederum daran lag, dass in letzter Zeit wiederum viele Jungmusiker in die Riege des Großen Orchesters aufgenommen wurden. Die Nachwuchsarbeit ist eindeutig das Pfund des Musikvereins. Sogar den Kleinsten, die erst wenige Monate Unterricht haben, wird in Form der „Beginners“ eine Plattform geboten, auf großer Bühne ihr Können zu zeigen. Bernd Mezger ist als musikalischer Leiter der „Beginners“ sowie der Jugendkapelle ein Baustein des großartigen Erfolgs der Renninger Jugendarbeit. „Er hat immer wieder neue Ideen und hält die Musiker bei Laune“, weiß Michael Kriegler, Erster Vorsitzender des Vereins.

Die Jugendkapelle fällt schon seit Jahren mit einem abwechslungsreichen Programm auf und sorgt auch an diesem Abend immer wieder für kleine Farbtupfer. Beispielsweise bei der Polka „Kannst du Knödel kochen?“, als Hannah Nowotny und Frank Holzmüller als Köche verkleidet im Duett singen. Zuvor bildete der Blasmusik-Klassiker „Dem Land Tirol zur Treue“ den Auftakt, bei dem sowohl Orchester als auch einige Zuhörer ihre Sangeskunst unter Beweis stellten. Der imposante Klangkörper des Jugendorchesters kommt hier, jedoch insbesondere bei den Stücken „Hindenburgvon Michael Geisler und „Walking To The Sky von Robert Buckley zur Geltung. In „Hindenburg“ wird die tragische Überfahrt des bis dato größten Luftschiffs in die USA vertont. Am 6. Mai 1937 explodierte die Hindenburg bei der Landung und riss 36 Menschen aus dem Leben. Was für die Zuhörer locker und leicht ins Ohr geht, ist für die 45 Musiker eine echte musikalische Herausforderung. Ein Highlight des Abends zweifelsohne. Bei „The Legend Of Zorro“ gab es die obligatorische Filmmusik, ehe es mit dem Medley „Westernhagen Live“ rockig zu Ende ging. Kein Wunder, dass die Zuhörer in der voll besetzten Rankbachhallenoch eine weitere Zugabe hören wollen. Zuvor haben die „Beginners“ nach ihren drei Stücken CosmicComrades“, „Italian Carousel“ und „Cantigas Espaniabereits eine Zugabe zum Besten geben dürfen.Zusammengefasst muss dem Musikverein wegen des Nachwuchses vorerst nicht bange sein.

Nach „A Little Opening“ (Thiemo Kraas) ging es beim großen Orchester so richtig los. Die „SymphonicOverture“ von James Barnes zog den Saal komplett in seinen Bann. Ein grandioses Orchesterstück, eigens für eine Blaskapelle geschrieben, welches zum weiteren Höhepunkt an diesem Abend avancierte. „Tranquillo“ von „Viera Blech“-Haudegen Martin Scharnagl würdigte die aus Tirol stammende Kombo. Und als ob es an musikalischer Höchstleistung nicht schon genug Material an diesem Abend gab, setzte Rossano Galantes „Red Rock Mountain“ noch einen drauf. Bei „Kaiserin Sissi“ (Timo Dellweg) wurde der österreichischen Ikone gedacht. Den musikalischen Bogen zum Jazz bildete anschließend das vorzüglich interpretierte Hit-Medley von Frank Sinatra.  

Das grandiose „Don’t Let The Sun Go Down On Me“ von Elton John, in dem der Engländer seinen Sinn für harmonische Popsongs beweist, sowie der Gassenhauer „It’s Raining Men“ von den Weather Girls beschlossen das offizielle Programm.

Moderator Kai Rentelmann versorgte die Besucher zwischen den einzelnen Stücken gewohnt kurzweilig mit Hintergrundinfos zu den Komponisten und der Idee hinter der Musik. Bei der Zugabe wurde es trotz des konzertanten Anspruchs weihnachtlich. „Dieses Lied passt gut zu Weihnachten“, sagte Rentelmann über John Lennons „Imagine“, einer Hymne, die sich eine Welt ohne religiöse oder politische Barrieren vorstellt. „Stell dir vor, alle Menschen würden in Frieden leben. Es ist leicht, wenn du es nur versuchst“, heißt es darin. Eine Botschaft, die an Weihnachten passt und ganzjährig gilt. Und eine Botschaft, die den Abend gut zusammenfasst, da die Musik genreübergreifend alle Menschen auf der Welt miteinander verbindet. Zu diesem Song gesellten sich alle Jugendmusiker dazu und sorgten für ein imposantes Finale eines abwechslungsreichen Konzertabends.

Tubist Markus Kaute wurde von Gerhard Weissenböckim Laufe des Abends für 40 Jahre als aktiver Musiker geehrt. Bereits seit dem zarten Alter von 10 Jahren gehört er dem Musikverein Renningen an. Im Übrigen fast halb so lange wie es den Musikverein gibt, denn 2019 feiert der Verein sein 90-jähriges Bestehen. Im Herbst 2019 werden unter anderem „Viera Blech“ die Rankbachhalle mit ihren Kompositionen verzaubern.

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